Große Auszeichnung für MMM-Praxis Offenbach

Die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung aus Offenbach wurde mit dem 1. Platz des hessischen Integrationspreises ausgezeichnet. Foto: Ministerium für Soziales und Integration
Die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung aus Offenbach wurde mit dem 1. Platz des Hessischen Integrationspreises ausgezeichnet. Foto: Ministerium für Soziales und Integration

Der Hessische Integrationspreis wird jedes Jahr vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration verliehen. In diesem Jahr sollten Projekte damit ausgezeichnet werden, die sich in besonderer Weise um „Teilhabe und Gesundheit in Pandemiezeiten" verdient gemacht hatten und die sich für das respektvolle Miteinander in Hessen einsetzen. Die Offenbacher Malteser-Praxis für Nichtversicherte hatte sich im Juni  2021 beworben und Überraschung und Freude waren gleichermaßen riesengroß, als die Ehrenamtlichen nun durch den Brief erfuhren, dass sie zu den Preisträgern zählen würden!

Für welchen der insgesamt vier Preise – den ersten, zweiten oder dritten Platz oder den Sonderpreis – sie sich qualifiziert hatten, ergab sich allerdings nicht aus dem Schreiben. „Wir waren schon ziemlich aufgeregt und natürlich absolut neugierig auf die Platzierung selbst“, berichtet der leitende Praxisarzt, Dr. Matthias Zimmer. Das aber verriet weder das Ministerium, noch der Laudator, der frühere FAZ-Herausgeber Werner D’Inka, der die Praxis kurz darauf besuchte. „Wir machen es bewusst spannend“, schmunzelte er. „Es ist wie bei der Oscar-Verleihung: Sie kommen und wer den Preis gewinnt, erfahren Sie erst dann, wenn er aufgerufen wird!“ Am 23. November fuhr die Offenbacher Delegation nach Wiesbaden zum Empfang des Hessischen Ministers für Soziales und Integration, Kai Klose. Mit ihnen zusammen geladen waren sechs Medizinstudentinnen aus Gießen, die sich als „Medinet Gießen“ derselben Aufgabe widmen, wie die Offenbacher: sie sorgen dafür, dass kranke Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen keine Krankenversicherung haben, eine ärztliche Behandlung bekommen.

In seiner Ansprache lobte Staatsminister Klose die Arbeit beider Gruppen als vorbildliche Leistungen, die gerade in einem Bundesland wie Hessen besonders notwendig seien. Und dann  rutschte es dem Minister doch etwas verfrüht heraus: „Deshalb werden sie beide mit dem ersten Preis ausgezeichnet!“ Dass zwei Initiativen mit dem ersten Platz bedacht wurden, hatte es in der 18jährigen Geschichte des Hessischen Integrationspreises bisher noch nicht gegeben und die Freude war auf beiden Seiten riesengroß. „Diese jungen Frauen aus Gießen machen genau das Gleiche wie wir“, begeisterte sich Dr. Ursula Korff-Fox, eine der Praxisärztinnen bei MMM. „Es wäre nicht richtig, wenn da ein Unterschied in der Bewertung gemacht worden wäre!“

In seiner Laudatio auf die beiden Preisträger schilderte Werner D’Inka dann sehr eindringlich,  was er beim Besuch in der Offenbacher Praxis erlebt hatte und wie dringend notwendig medizinische Hilfe ist für Menschen, die sich eine ärztliche Unterstützung sonst nicht leisten können. Entschieden stellte er sich hinter die Forderung der beiden ehrenamtlichen Organisationen zur Schaffung von sogenannten Clearingstellen, die verbindlich und rechtssicher den Versichertenstatus beurteilen und bei der Rückkehr in eine Krankenversicherung helfen können. Eine Aufgabe, die in Offenbach die Koordinatorin Gabriele Türmer übernommen hat, die sich als ehemalige Staatsanwältin zwar im Paragraphendschungel zurechtfinden kann, der die Materie des Sozial- und des Versicherungsrechts aber bis zu ihrer Pensionierung vollkommen fremd gewesen war.

Spendenquellen nahezu vollständig versiegt
Die 6.000 Euro mit denen der erste Preis dotiert ist, werden die Ehrenamtlichen gerade in diesem, dem zweiten „Coronajahr“, mehr als gut gebrauchen können. Die Spendenquellen sind nahezu vollständig versiegt, mussten sowohl die Offenbacher als auch die Gießener feststellen. „Das Geld kommt der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten zugute“, erklärt der Dienststellenleiter der Malteser Stadt und Kreis Offenbach, Rainer Faust. „Und es nimmt uns ein Stück finanzieller Sorge weg!“ Genauso wichtig wie der „warme Geldregen“ ist für die Malteser aber die Anerkennung ihrer Arbeit. „Es tut einfach gut zu erfahren, dass unser Einsatz gesehen und wertgeschätzt wird,“ lächelt Yasemin Özer, eine der Helferinnen bei der Eingangskontrolle der MMM-Praxis. „Das braucht man ab und zu!“ Wer mehr über die Arbeit der Offenbache Malteser-Praxis erfahren will, kann diese übrigens gerne auf dem Weihnachtsmarkt besuchen: Am Samstag, 27. November, sind sie in der Vereinshütte zu finden und freuen sich über Besuche, Fragen – und natürlich auch über Spenden!